Der Prozess von 1951 gegen Major Walter Reder
Walter Reder (4. Februar 1915 – 26. April 1991), Offizier der Waffen SS während des Krieges.
Reder wurde 1915 in Jesenik, Tschechische Republik (seinerzeit
Freiwaldau, Österreich-Ungarn) geboren. Er trat in die SS am 9. Februar 1933
ein, nachdem er der Hitlerjugend angehört hatte. 1936 verließ er die
SS-Junkerschule in Braunschweig und bekam den Befehl über verschiedene
Einheiten der Division „Totenkopf“ während der ersten Kriegsjahre.
Zu der Division „Reichsführer-SS“ versetzt, war er für das
Massaker von Marzabotto im September 1944 verantwortlich.
Nach Kriegsende wurde er im Mai 1948 nach Italien
ausgeliefert, wo er wegen Kriegsverbrechen angeklagt war. Er wurde von einem
Militärgericht in Bologna 1951 für schuldig befunden und wegen des Massakers an
1.800 Einwohnerinnen und Einwohner von Marzabotto und den umliegenden Gebieten
zu lebenslanger Haft verurteilt, die er im Gefängnis von Gaeta verbüßte.
Er wurde am 24. Januar 1985 freigelassen und ließ sich in Wien
nieder, wo er 1991 starb.
Der Prozess
gegen 17 SS Offiziere und Unteroffiziere der 16. Aufklärungsabteilung der 16.
Panzergrenadierdivision Reichsführer SS begann 2006.
Das vom Militärgericht von La Spezia durch den Vertreter der Anklage: Dott.
Marco De Paolis) eröffnete Strafverfahren, wurde durch die Entdeckung von 695
Ermittlungsakten im römischen Palazzo Cesi, Sitz des militärischen
Staatsanwaltschaft, im Sommer 1994 ausgelöst.
Die Akten trugen
den Stempel ,,provisorischer Archivierung“ (14.01.1960).
Es wurden damit
hunderte von Kriegsverbrechen durch die Nazifaschisten nicht weiter verfolgt.
Unter anderem enthielten die Akten die Namen zahlreicher SS – Angehöriger, mit
Angabe des Ranges, die an dem Massaker in Marzabotto zwischen dem 29. September
und dem 5. Oktober 1944 beteiligt waren.
Der erste Prozess begann im Frühjahr 2005. Höhepunkt der Verhandlung war am 8.02.2006. Nebenkläger waren die Region Emilia-Romagna, die Provinz Bologna, die Gemeinden von Marzabotto, Grizzana Morandi und Monzuno sowie 99 Überlebenden und Angehörigen der Opfer. Sie wurden von Rechtsanwalt Dott. Giuseppe Giampaolo und von den Anwälten Andrea Speranzoni und Manrico Bonetti vertreten. Am 13.01.2007, nach 23 Verhandlungstagen in verurteilte das Militärtribunal von La Spezia, unter dem Vorsitz von Dott. Vincenzo Santoro, Abwesenheit 10 von den 17 angeklagten SS-Angehörigen für das Massaker.